Der Lübecker Lasersegler sorgte am Finaltag der zweiwöchigen Titelkämpfe im Ringen um die Medaillen für dramatische Momente vor voll besetzten Tribünen und einem großartigen Publikum. Grotelüschen war am Sonntag als zweiter nach zehn Wettfahrten mit Medaillenhoffnungen ins Finale der besten zehn Lasersegler gestartet, doch eine Kollision mit dem Österreicher Andreas Geritzer brachte ihn schon kurz nach dem Start vom Medaillenkurs ab. In fast perfekten Windbedingungen zwischen 15 und 20 Knoten konnte der 25-Jährige anschließend nicht mehr in die Spitzengruppe vorstoßen, kreuzte die Ziellinie als siebter und beendete die Weltmeisterschaft auf Platz vier.
An Land haderte Grotelüschen aber nur kurz mit seinem Schicksal, sagte: „Andreas hat sich nach dem Rennen bei mir entschuldigt. Bei ihm hatte sich eine Schot verknotet. Für mich wäre heute mehr drin gewesen und ich wäre auch mal dran gewesen, aber ich freue mich doch sehr über die gelungene Olympiaqualifikation.“
Beste deutsche Mannschaft in Down Under waren Robert Stanjek und Frithjof Kleen, die im Starboot zu Silber segelten und nun mit Blick auf die Olympischen Spielen 2012 zum erweiterten Favoritenkreis zählen. „Wir betrachten die Silbermedaille und unsere Olympiaqualifikation als Lohn für unseren Mut zu dieser Kampagne und sind sehr glücklich darüber. Wir werden nun über Weihnachten pausieren und uns dann voll auf die Vorbereitung für die Regatta unseres Lebens konzentrieren. Natürlich werden wir alles dafür tun, im kommenden Jahr bei den Olympischen Spielen um eine Medaille kämpfen zu können. Die Chance dazu haben wir uns erarbeitet.“
Für den Deutschen Segler-Verband zog in Perth Sportdirektorin Nadine Stegenwalner vorsichtig optimistisch Bilanz: «Mit den Medaillengewinnern Robert Stanjek und Frithjof Kleen, aber auch mit Simon Grotelüschen haben wir zwei herausragende Teams, die bei diesen Titelkämpfen überzeugen konnten und klar zur Weltspitz gehören. Das Ziel, in England zwei Medaillen zu gewinnen, bleibt zwar ambitioniert, ist aber keinesfalls unrealistisch.
In anderen Disziplinen ließen die DSV-Teams jedoch nach eindrucksvollem Auftakt das notwendige Stehvermögen über die gesamte WM-Dauer vermissen. So konnten die Mitglieder der Segelnationalmannschaft Sailing Team Germany in nur zwei Disziplinen das Medaillenfinale der jeweils zehn besten Mannschaften erreichen. „Hier sind noch einige Hausaufgaben zu erledigen“, sagte DSV-Vizepräsident Torsten Haverland, „unsere Aktiven müssen noch daran arbeiten, ihre Leistungen auch bei wechselnden Wind- und Wellenbedingungen über die gesamte Dauer einer Serie abrufen zu können.“
Die Kieler 49er-Crew Tobias Schadewaldt und Hannes Baumann (13.) und RS:X-Surfer Toni Wilhelm (15.) erfüllten zwar alle Bedingungen zur Teilnahme an den Olympischen Spielen, waren aber nach starkem Auftakt im Schlussspurt noch aus den Top Ten herausgefallen. Ebenfalls alle olympischen Qualifikationshürden genommen haben die Berliner 470er-Seglerinnen Kathrin Kadelbach/Friederike Belcher (28.), Laser-Radial-Steuerfrau Franziska Goltz (39.), die Kieler Surferin Moana Delle (14.) und die bayerische 470er-Crew Ferdinand Gerz/Patrick Follmann (15.). Ob die Klasse Finn Dinghi überhaupt besetzt werden kann, blieb zunächst offen. Silke Hahlbrocks Hamburger Match-Race-Team steuert die letzte Qualifikationschance im Februar an und wird vor Miami um eines der verbliebenen drei Olympiatickets kämpfen. „Wir haben viel in die Disziplin Match Race Frauen investiert und werden die Mannschaft nun auch auf ihrem Weg nach Miami begleiten“, sagte Nadine Stegewalner.
Das heftig umkämpfte 470er-Duell der beiden Frauenteams Kathrin Kadelbach und Friederike Belcher auf der einen und Tina Lutz und Susann Beucke auf der anderen Seite haben die erfahreneren Seglerinnen Kadelbach/Belcher für sich entscheiden können. Zwar sicherten die jüngeren Lutz/Beucke den Nationenstartplatz für Deutschland bei den Olympischen Spielen, doch in der nationalen Ausscheidung hatten am Ende der WM Kadelbach/Belcher die Bugspitze mit einem Punkt Vorsprung vorn. Nadine Stegewalner sagte: “Das war kein schönes Duell, aber ein legitimes. Wir hätten uns natürlich lieber einen Qualifikationsverlauf nach dem Vorbild der überaus fair agierenden Laser- oder Starbootsegler gewünscht, aber Kathrin Kadelbach und Friederike Belcher haben im Rahmen des internationalen Reglements agiert – so hat es auch die internationale Jury in Perth nach einem eingereichten Protest entschieden.”