(Hamburg, den 18.3.2010) Das Thema Wassersport- und Wassertourismusentwicklung hat hohen politischen Stellenwert. Unter der letzten Bundesregierung ist ein umfangreiches Arbeitsprogramm in Angriff genommen worden, mit dem eine Fülle von Handlungsempfehlungen des Deutschen Bundestages aus der letzten Legislaturperiode umgesetzt werden.
Der Deutsche Bundestag hat die Bundesregierung in der Bundestagsdrucksache 16-10593 aufgefordert, im Rahmen verfügbarer Haushaltsmittel
1. den Informationsfluss bezüglich wassertouristischer Projekte zu den Ländern, Kommunen und Gemeinden sicherzustellen und damit Informationsangebote für die Kommunen vorzuhalten;
2. den sportbootgerechten und umweltverträglichen Ausbau von Wartestellen beispielsweise durch Anlegestege und Laufrohre sicherzustellen, um eine optimale Nutzung der Schleusen sicherzustellen;
3. Möglichkeiten für den Einsatz von Saisonkräften an Sportbootschleusen zu prüfen, um in der Hauptsaison Wartezeiten zu vermeiden und eine optimale Ausnutzung der Schleusenkapazitäten, auch durch erweiterte Öffnungszeiten, zu erreichen;
4. die Sport- und Wassersportwirtschaftsverbände bei Wasserstraßeninfrastrukturplanungen zu beteiligen und deren Interessen frühzeitig zu berücksichtigen;
5. die „Empfehlungen für die Gestaltung von Wassersportanlagen an Binnenwasserstraßen“, herausgegeben durch den Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung zusammen mit den Nutzern zu aktualisieren. Hierbei soll dem umweltverträglichen Wassertourismus Rechnung getragen werden;
6. ein einheitliches System von Piktogrammen an Bundeswasserstraßen aufzustellen und gemeinsam mit dem Deutschen Tourismusverband dafür zu werben, dass das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie finanzierte System der sog. Gelben Welle flächendeckend an allen Bundes- und Landeswasserstraßen eingesetzt wird;
7. angesichts der Bedeutung des Wassertourismus in Deutschland sicherzustellen, dass Projekte, die die Übertragung von bundeseigenen Wasserstraßen an Länder und Kommunen beinhalten, eine Anschubfinanzierung durch den Bund erhalten können;
8. eine koordinierende Stelle einzurichten, die bei Genehmigungsverfahren für Wassersportanlagen behilflich ist, da die Zuständigkeiten aufgrund des verfassungsrechtlich begründeten Staatsaufbaus bei verschiedenen Behörden auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene angesiedelt sind;
9. den Wassertourismus zu fördern und dazu bereits vorhandene Informationsangebote zu einem bundesweiten Marketingkonzept zusammenzuführen. Hierbei ist die Zusammenarbeit mit den Vertretern aus den Bereichen des Wassertourismus sowie des Wassersports zu organisieren. Das bundesweite Marketingkonzept soll international durch die Deutsche Zentrale für Tourismus, z. B. durch eine entsprechende Werbeaktion oder Broschüre, präsentiert werden;
10. die vorhandenen Informationssysteme wie die Gelbe Welle und das Blaue-Sternesystem (betrifft die Häfen) bundesweit gemeinsam mit dem Deutschen Tourismusverband konsequent zu bewerben. Die Belange der Kanuten, Ruderer und Segler sollen in die Systeme einbezogen werden. Dabei ist auf ein bundesweites Informationsangebot für Wassertouristen gemeinsam mit den Verbänden hinzuwirken, um ein zusammenhängendes, übergreifendes und nutzergerechtes Internetportal zu realisieren;
11. Möglichkeiten zur Verbesserung der bundesweiten Angebotsentwicklung weiter zu nutzen und eine Verknüpfung von wassertouristischen mit landseitigen Tourismusangeboten zu fördern;
12. die erforderlichen Maßnahmen der wassertouristischen Infrastruktur umweltverträglich zu realisieren. Innerhalb eines Jahres ist hierzu unter Beteiligung der Wassersportverbände und des Deutschen Tourismusverbandes ein Bericht mit einem Maßnahmenprogramm sowie mit einem Vorschlag zur Schaffung der organisatorischen, personellen und finanziellen Voraussetzungen vorzulegen. Erfahrungen und Best-Practise-Beispiele aus der EU sind mit einzubeziehen, um tragfähige Lösungen umsetzen zu können.
Die Bundesregierung hat zu einigen Themenkomplexen inzwischen Fachkonferenzen einberufen, bzw. Arbeitsgruppen und Workshops eingerichtet. Dies betrifft die Forderungen 1., 2., 3., 5., 6., 9., 10. und 11. Der Deutsche Segler-Verband arbeitet an diesen Konzeptionen mit. Zum Thema Infrastruktur-
empfehlungen wurde eine detaillierte Umfrage unter den 1350 Mitgliedsvereinen des Deutschen Segler-Verbandes vor und während des Deutschen Seglertages 2009 in Friedrichshafen durchgeführt, die zu einem über 40 Seiten starken Dokument mit Empfehlungen an die Bundesregierung geführt hat. Die Erfahrungen anderer europäischer Länder mit der Wassersport- und Wassertourismusentwicklung und dem betreffenden Marketing wurden in einer Tagung des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung am Rande der „boot“ 2010 in Düsseldorf vorgestellt und diskutiert. Parallel laufen umfangreiche Arbeiten an den Inhalten und Prüfungsfragen für Funkzeugnisse und Sportbootführerscheine. Ziel ist, die Inhalte und Fragenkataloge von entbehrlichen Inhalten zu befreien, die verbleibenden Prüfungsfragen auf ein Multiple Choice System (mit Antworten zum Ankreuzen) umzustellen und die praktischen Kenntnisse und Fähigkeiten deutlich höher zu gewichten als bisher.
Die neuen Fragenkataloge für die Seefunkzeugnisse sind bereits fertig gestellt und veröffentlicht. Nach den neuen Katalogen wird ab dem 01.01.2011 geprüft. Nachdem jetzt auch die Entwürfe der Fragenkataloge für die Sportbootführerscheine Binnen und See erarbeitet worden sind, hat das Bundesministerium alle berührten Verbände zu einer gemeinsamen Erörterungsrunde eingeladen, die im April 2010 stattfinden wird. Danach erfolgt die endgültige Bearbeitung; ein Termin zur Einführung ist noch nicht festgelegt.
Uwe Jahnke, Vizepräsident für Fahrtensegeln, Freizeit- und Breitensport im Deutschen Segler-Verband bewertet den gemeinsamen Kraftakt von Bundesministerium, Wasser- und Schifffahrtdirektionen und Verbänden positiv. „Das Bewusstsein für die Bedeutung des Wassersportsektors in der deutschen Wirtschaft ist deutlich gewachsen. In den Bundesländern haben wir eine parallele Entwicklung. Auch dort setzt man auf Zusammenarbeit“. Der Deutsche Segler-Verband hofft, die Öffentlichkeit damit auch für die dringende notwendige Schließung von Infrastrukturlücken, wie etwa am Standort Darßer Ort an der Mecklenburg-Vorpommerschen Ostseeküste zu sensibilisieren. „Alle Anstrengungen und Investitionen bringen wenig“, so Jahnke, “wenn es nicht gelingt die Distanzen zwischen den Ziel- und Etappenhäfen so zugestalten, dass sie auch von Familiencrews und durchschnittlichen Wassersportlern angenommen werden“.