Nach der WM in Santander: DSV-Präsidium kündigt Konsequenzen an

Herr Dr. Lochbrunner, Herr Haverland, Sie waren in Santander. Was ist dort schief gelaufen?

Torsten Haverland: Wir hatten ein paar gute Einzelergebnisse, wie den vierten Gesamtplatz von Philipp Buhl im Laser und den fünften Gesamtplatz unserer 49er-FX-Crew Victoria Jurczok und Anika Lorenz, aber wir haben unser Gesamtziel klar und deutlich verfehlt.

Dr. Andreas Lochbrunner:
Torsten Haverland und ich haben in Santander sehr viele Einzelgespräche mit Sportlern und Trainern geführt, die uns alle in unserer Einschätzung bestärkt haben: Die doppelgleisige Spitzensportförderung, die wir derzeit über DSV und STG haben, ist kontraproduktiv. Da wird, oft auch ungewollt, mehr gegen- als miteinander gearbeitet. Das muss ein Ende haben.

Wie sieht Ihre Lösung aus?

Dr. Andreas Lochbrunner: Erstens muss das Fundament stimmen. Als Spitzensportverband ist allein der Deutsche Segler-Verband für die Förderung unserer Top-Segler zuständig. Diese Verantwortung müssen wir wieder zu hundert Prozent wahrnehmen und können sie nicht, wie in der Vergangenheit, delegieren.

Torsten Haverland: Das wissen wir aber natürlich nicht erst seit der WM in Santander. Wir befinden uns deshalb seit geraumer Zeit in schwierigen, aber konstruktiven Gesprächen, um eine komplette Spitzensportförderung unter dem Dach des DSV aufzubauen.

Wer wird für diese Spitzensportförderung verantwortlich sein?

Dr. Andreas Lochbrunner: Wir haben uns intensiv im Präsidium beraten und auch externe Expertise, zum Beispiel von anderen Spitzensportverbänden, eingeholt. Wir werden eine Doppelspitze aus Sportdirektion und Head Coach einführen. Sportdirektorin Nadine Stegenwalner, die hervorragende Arbeit leistet, wird sich auf die vielfältigen administrativen Aufgaben kümmern, wie um internationale Angelegenheiten, Verträge mit Sportlern und Trainern sowie um die komplette Regattaorganisation, um nur einige Punkte zu nennen. Der Head Coach verantwortet den sportlichen Bereich und leitet den Bundesstützpunkt Kiel. Ihm sind dann selbstverständlich alle Trainer unterstellt.

Wer wird Head Coach?

Torsten Haverland: Wir führen sehr gute Gespräche und haben eine klare Strategie, aber es ist selbstverständlich, dass wir einen Namen erst dann nennen, wenn die Unterschriften trocken sind.

Jede Bootsklasse hat ihre eigenen Gesetze. Warum braucht der DSV also einen Head Coach?

Dr. Andreas Lochbrunner: Es ist wie an Bord: Einer muss klar das Sagen haben. Das wichtigste Ereignis für den deutschen Segelspitzensport sind die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro. Darauf müssen wir unseren Fokus legen und alle Kräfte entsprechend bündeln. Viele Herausforderungen müssen dabei bootsklassenübergreifend gelöst werden, wie es die Erfolge anderer Nationen auch eindrucksvoll belegen. Dafür brauchen wir Struktur und Kompetenz. Und das geht nur mit einem Head Coach.

Medienkontakt:
Torsten Fricke
Verbandssprecher
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